Schwierig wurde es erst, als die Verbalkomplexe, die mit anderen finiten Verben als den Auxiliaren gebildet werden, in die automatische Analyse integriert werden sollten. Erstens stellte sich heraus, daß die Verben der deutschen Sprache in verschiedene Gruppen eingeteilt werden mußten (Voll-, Modal-, Infinitivmitzu-, Infinitiv-, Partizip-, Funktionsverben). Die zweite Feststellung war, daß einige Verben und die Auxiliare in verschiedene dieser Gruppen eingeordnet werden und daher auch verschiedene Verwendungsweisen haben, sich aber in ihrem Aussehen nicht voneinander unterscheiden.
Um das erste Problem zu lösen, wurden die Einträge der Verben im Lexikon um ein zusätzliches Kategoriensegment erweitert, das anzeigt, um was für eine Art Verb es sich handelt. Das war bisher nur bei den Auxiliaren der Fall, bei denen ein Marker in der Kategorie anzeigt, daß es ein Auxiliar ist. Mit diesem Marker läßt sich über die entsprechenden Regeln steuern, daß die verschiedenen Verben nur mit den zu ihnen gehörenden morphologischen Komponenten verbunden werden können.
Das zweite Problem verlangt, daß in einigen Regeln, bei derselben Eingabe (START und NEXT) mehrere Ausgaben (RESULT_X) erzeugt werden, und von diesen Regeln aus in mehrere andere Gruppen gesprungen werden kann. So war es möglich die verschiedenen Verwendungsweisen - beispielsweise die der Auxiliare - zu analysieren. In der Regel, die das Auxiliar anschließt, werden daher mehrere Analysepfade angefangen und weiterverfolgt, bis zum Schluß nur noch der Pfad übrigbleibt, der der gelesenen Oberfläche entspricht.
Diese Änderungen mußten auch in den Regeln für die analytischen Verformumschreibungen berücksichtigt werden, die ebenfalls von den anderen Verbalkomplexverben gebildet werden können. Da jedes Verbalkomplexverb andere morphologische Komponenten verlangt, müssen die Regeln für jedes dieser Verben eine Sektion enthalten, die prüft, ob die im Satzanfang gesammelten Komponenten auch denen entsprechen, die zu diesem Verb passen.
Bei den Regelmodifikationen zeigte sich, daß der links-assoziative Grammatikformalismus sehr gut geeignet ist, um eine natürliche Sprache zu beschreiben, denn mit ihm lassen sich auf einfache Art und Weise alte Regeln erweitern und neue Regeln erstellen, um andere Phänomene zu analysieren. Dies ist ebenfalls ein wichtiges Ergebnis dieser Arbeit, denn viele Grammatikformalismen haben das Problem, daß sie nicht oder nur sehr schwer ausgebaut werden können. Hier kann aber ohne Schwierigkeiten eine möglichst komplette syntaktische Grammatik erstellt werden, für die mit dieser Arbeit ein Grundstein gelegt ist.
Trotzdem sind noch viele weiterführende Arbeiten nötig, um dieses Ziel zu erreichen. Zunächst müssen beispielsweise noch die in dieser Arbeit angesprochenen Verbalkomplexe anhand der weiterführenden linguistischen Literatur näher untersucht und die Ergebnisse in Regeln für diese Grammatik überführt werden. Aber auch andere Bereiche der Syntax (Adjektive, fakultative Artikel etc.), die nicht direkt mit Verben zu tun haben müssen noch bearbeitet und dann dieser Grammatik hinzugefügt werden.
Abschließend läßt sich sagen, daß es gelungen ist, eine links-assoziative syntaktische Grammatik zu erstellen, mit deren Regeln sich die Verbalkomplexe der deutschen Sprache automatisch analysieren lassen. Die Regeln dieser Grammatik sind in Anhang A ausführlich dokumentiert dargestellt. Die Verbalkomplexe die mit diesen Regeln geparst werden können sind in Anhang D zu finden und dort anhand von Beispielsätzen erläutert.