Wie bei der Beschreibung der Satzarten gesehen, hat das finite Verb bereits eine feste Position im Satz. Es kommt aber zu einer Besonderheit, wenn der Satz einen Verbalkomplex enthält. Im Kernsatz und im Stirnsatz bilden der finite und der infinite Teil des Verbalkomplexes eine diskontinuierliche Konstituente. 37 Das heißt, daß die beiden Teile nicht direkt aufeinander folgen und eine sogenannte Satzklammer bilden, die andere Satzglieder einschließt. Im Spannsatz folgen beide Teile des Verbalkomplexes direkt aufeinander, wobei allerdings die Reihenfolge umgedreht ist, zuerst der infinite, dann der finite Teil. Eine Satzklammer gibt es auch im Spannsatz. Sie wird aus der einleitenden Konjunktion und dem Verbalkomplex gebildet. 38
Der Kernsatz wird durch die Satzklammer in die drei Teile Vorfeld, Mittelfeld und Nachfeld gegliedert.
Vorfeld finites Verb Mittelfeld infinites Verb Nachfeld Ich habe das Schiff gesegelt, als der Sturm aufkam.
Der Stirnsatz wird durch die Satzklammer in nur zwei Teile gegliedert, da das finite Verb schon an der ersten Position steht.
finites Verb Mittelfeld infinites Verb Nachfeld Habe ich das Schiff gesegelt, als der Sturm aufkam?
Der Spannsatz wird ebenfalls in nur zwei Teile gegliedert, da die einleitende Konjunktion immer an der ersten Position steht.
Konjunktion Mittelfeld infinites Verb finites Verb Nachfeld ..., daß ich das Schiff gesegelt habe, als der Sturm aufkam!
Im Vorfeld eines Kernsatzes muß immer genau ein Element stehen, welches aber die verschiedensten Formen haben kann. Es kann jede Art von Ergänzung oder Angabe sein. In den Beispielsätzen, die ich hier verwendet habe, handelt es sich um Nominativergänzungen (Subjekte), Akkusativ- oder Präpositionalergänzungen (Objekte), 'Gleichsetzungsnominative' oder Prädikativergänzungen. Sogar das infinite Verb kann mit seinen Zusätzen im Vorfeld stehen. 39 Die einzigen Elemente, die nicht in das Vorfeld treten können, sind das Personalpronomen es, wenn es eine Akkusativergänzung ist, und das Reflexivpronomen von echt reflexiven Verben. 40
Im Mittelfeld eines Kernsatzes können prinzipiell alle Arten von Satzgliedern auftreten. Die Anzahl ist dabei nicht beschränkt, es können mehrere oder auch keines vorkommen, und auch die Reihenfolge ist im allgemeinen nicht festgelegt. 41 Hierbei muß allein beachtet werden, daß das Subjekt immer das erste Element des Mittelfelds ist. Wenn es also nicht im Vorfeld steht, muß es direkt nach dem finiten Verb stehen. 42 Im Mittelfeld eines Stirnsatzesfolgt dementsprechend auch zuerst das Subjekt auf das finite Verb. Die anderen Satzglieder folgen auf das Subjekt, wobei deren Reihenfolge dann wieder frei ist, und auch hier alle Arten von Satzgliedern auftreten können. Für das Mittelfeld des Spannsatzes gilt dies genauso, nur daß das Subjekt nicht nach dem finiten Verb stehen muß, sondern nach der einleitenden Konjunktion. 43
Im Nachfeld kommen meist keine Element mehr vor, da dies nicht zwingend nötig ist. Wenn aber aus stilistischen Gründen Teile aus der Satzklammer 'ausgeklammert' werden sollen, so kann es sich dabei um Präpositionalphrasen, Nebensätze oder einige spezielle Angaben handeln. 44
Die Stellungsregeln innerhalb komplexer Satzglieder sind wesentlich verbindlicher als die innerhalb des Satzes. In den Nominalphrasen steht das Artikelwort als Attribut stets vor dem Nomen, das den bestimmenden Kern darstellt. In den Präpositionalphrasen steht als erstes die Präposition, der das Artikelwort als Attribut folgt. Das Artikelwort kann dabei auch mit der Präposition verschmolzen sein. In beiden Fällen stehen die Artikelwörter stets vor dem Nomen, das den bestimmenden Kern bildet.